Zusammen ist man weniger allein
Früher fand ich Vorbilder doof. Ich wollte partout nur ich selbst sein. Anderen nachzueifern: Da wäre ich mir wie eine schlechte Kopie vorgekommen.
Es hat ein Weilchen gedauert, bis mir klargeworden ist, dass wir alle durch Nachahmung lernen und immer Vorbilder suchen. Jedes Kind schaut sich an, was die Menschen in seinem Umfeld tun, und dann imitiert es dieses Verhalten. So lange, bis es gelernt hat, wie das geht, was es da sieht. Lernen durch Nachahmen liegt uns quasi in den Genen und ist eine Überlebensstrategie.
Modeling auf der Verhaltensebene
Als Erwachsene können wir das sogar ganz bewusst nutzen. In meiner NLP-Ausbildung nannten wir das Modeling:
Angenommen, es gibt da eine Fähigkeit, die du dir wünschst, aber noch nicht besitzt. Dann überlege mal, wer aus deinem Bekanntenkreis vielleicht darüber verfügt. Du kannst dir auch eine öffentliche Person zum Vorbild nehmen.
Im nächsten Schritt schaust du dir ganz genau an, was diese Person macht: Wie bewegt sie sich, wie erzeugt sie eine bestimmte Wirkung, was macht sie anders als du oder andere Menschen?
Wenn du zum Beispiel eine Person dafür bewunderst, wie sie sich Aufmerksamkeit verschafft, dann könntest du wahrscheinlich feststellen, dass sie eine bestimmte Körpersprache hat. Vielleicht richtet sie sich auf, wenn sie einen Raum betritt. Vielleicht nimmt sie durch relativ große Gesten Raum ein oder sie erhebt ihre Stimme. Vielleicht wird sie auch leiser, spricht aber sehr betont und akzentuiert.
Dann übertrage das mal auf dich. Auf der Verhaltensebene kann das eine sehr wirksame Methode sein, sich neue Kompetenzen anzueignen, einfach durch Abgucken. Ein bisschen Mut zum Ausprobieren braucht es vielleicht, mehr aber nicht.
Reale Mentor*inn*en suchen
Anders sieht es aus, wenn du es mit inneren Überzeugungen zu tun hast, die es dir sozusagen nicht erlauben, einfach „nur“ dein Verhalten zu ändern.
Da hilft es, wenn du dich in einem geschützten Rahmen damit auseinandersetzen kannst, welche Themen dich triggern oder schmerzhaft sind. Mentor*inn*en, die so einen Entwicklungsschritt schon selbst hinter sich gebracht haben, sind in so einem Fall wunderbare Begleiter*innen, die dir über so manche Hürde hinweghelfen können.
Wer da für dich passt, wirst du wahrscheinlich in dem Moment erkennen, wo du dich wirklich auf die Suche machst. Manchmal ist es ein Buddy, also ein Mensch, der ohnehin schon in deinem Leben ist und bestimmte Herausforderungen mit dir gemeinsam bewältigen will.
Manchmal ist es eine Lehrerin oder ein Coach, die dich für eine gewisse Wegstrecke begleitet und dir hier und da Schubser in die richtige Richtung gibt. Manchmal kann man sogar aus einem Buch oder einem Film etwas Entscheidendes mitnehmen.
Dein innerer Fanclub
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit einer Übung gemacht, die mit einer Visualisierung arbeitet. Dazu schreibe dir mal eine möglichst lange Liste mit Menschen auf, die du gern als Unterstützer*innen hättest – unabhängig davon, wie realistisch du einschätzt, ihnen jemals begegnen zu können. Auf der Liste dürfen auch Fantasiefiguren wie Winnetou oder Pipi Langstrumpf stehen. Auch deine Ahnen darfst du einladen in deinen ganz persönlichen Fanclub.
Notiere dir hinter jedem Namen ein oder zwei Fähigkeiten, die du an dieser Person besonders bewunderst.
Nun denke an ein Ziel, das du gerne erreichen möchtest, das dir aber vielleicht Angst macht. Stell dir dabei vor, wie all die Personen auf deiner Liste dir zujubeln und dich anfeuern. Mir hilft dabei die Vorstellung, auf einer Bühne zu stehen, während all die Leute im Publikum mir applaudieren.
Tu das immer wieder bei herausfordernden Projekten oder Vorhaben, und du wirst nach und nach feststellen, dass dein innerer Fanclub immer da ist für dich. Und ganz allmählich, mal früher, mal später, wächst dein Vertrauen in deine Fähigkeiten … probiere es aus!
Wachsen mit dem Hero’s Journal
Solche und ähnliche Übungen findest du auch in unserem wunderbaren Selbstlernkurs „Hero’s Journal“. Hier folgst du im Verlauf von 8 Wochen dem Weg der Heldenreise, um deine Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Ich weiß nicht… Alle Personen wie in Aktenordnern einsortieren erscheint mir etwas umständlich o.O
Hi Daniel, ich verstehe deinen Kommentar nicht. Wie kommst du auf die Idee mit den Aktenordnern?
ich meine folgenden Satz‘ „Notiere dir hinter jedem Namen ein oder zwei Fähigkeiten, die du an dieser Person besonders bewunderst.“. Ich finde es ineffizient es so zu machen, da es meist das Gesamtpaket ist, was den Erfolg ausmacht. Nicht nur 1 bis 2 Dinge. Wenn man sich nur die Sahnestùcke rausfischt, will man zu viel. Ich mache es so, dass icu mir die Person im Ganzen anschaue und auch die Probleme, durch die sie gegangen sind, wie sie gelöst wurden und was den Menschen als ganzes zu dem gemacht hat, was er ist. Was bringt beispielsweise eine charmante Art zu reden und ein Gespür für investitionen, wenn er spielsüchtig ist und ohne seine Familie oder unterstützende und aufpassende Frau nie erfolgreich geworden wäre (als Beispiel für ein fiktives Vorbild eines Geschäftsmanns).
Schwierig in Worte zu fassen, aber ich hoffe es kommt durch 🙂 Die Balance muss passen.
Ich verstehe, was du meinst, aber für diesen Zweck kann es durchaus reichen, sich nur ein oder zwei Fähigkeiten herauszupicken. Du willst die Person ja nicht eins zu eins kopieren, sondern dir nur bestimmte Kompetenzen abgucken.