Wie ich lernte, mich aufs Aufräumen zu freuen.

Heute habe ich ein schönes Schmankerl für euch: einen Gastbeitrag meiner Kollegin Britta Freith. Ich habe ihn geschenkt bekommen als Teil der 77-Tage-Motivations-Challenge. (Genau. Wir machen uns da gegenseitig auch Geschenke ;-). Toll, oder?)

Mein Büro ist nicht ordentlich. Zumindest nie auf Dauer. Ich bin die Königin der Papierstapel, die ich regelmäßig wieder abtragen und abheften muss. Mein eigener kleiner Sisyphos: Kaum habe ich einen Berg weggeschafft, liegt er auch schon wieder vor mir. Und wenn ich Pech und viel zu tun habe, ist es schnell ein ganzes Gebirge.

Aber, das ist ein Erfolg: Es ist besser geworden über die Jahre. Ich habe mittlerweile so viele Aktenkästen, Ordner und Regale, dass ich wirklich alles abheften, wegstellen und einräumen kann. Könnte. Ich mache es nämlich nicht sofort. Doch irgendwann muss ich es natürlich, spätestens, wenn ich eine wichtige Notiz verzweifelt suche. Die Crux dabei: Wenn ich etwas so verzweifelt suche, dass ich unter Druck gerate, habe ich bestimmt gerade keine Zeit dazu, meinen Schreibtisch auf Vordermann zu bringen. Eine böse Falle.

Vor einiger Zeit steckte ich wirklich tief im Dilemma: Ich wollte ein Buchmanuskript fertig schreiben, ein Kunde wartete auf Texte, einige Rückrufe und Absprachen lagen an, und ich saß vor meinen Haufen. So konnte es nicht weitergehen! Ich starrte auf meine lange Aufgabenliste für den Tag und bekam eine Idee: Ich wollte etwas, das meine Kinder auch haben – einen Stundenplan.

Also teilte ich meinen Tag in Abschnitte von 15 Minuten ein. Nicht mehr, kleine Schritte waren mir wichtig. Ich schrieb Uhrzeiten daneben und füllte die Kästchen aus: 30 Minuten für dieses Projekt, 45 Minuten für jenes. Danach würde die Pausenglocke klingeln (die habe ich ja als Wecker im Rechner), und die nächste Stunde wäre dran. Oder eine Viertelstunde Pause. Denn die Pausen hatte ich mir auch eingetragen. Und, ganz wichtig: Aufräumviertelstunden.

Mein kleiner Trick dabei war, dass keine Aufräumsequenz länger als eine Viertelstunde war. Erstmal räume ich nicht so gerne auf (auch, wenn ich das Ergebnis liebe). Und dann habe ich ja auch nicht so viel Zeit rumzuräumen statt zu arbeiten. (Wer mir jetzt empfiehlt, ich solle dann doch immer gleich alles wegräumen, der versteht nicht, wie ich ticke.)

Ich hielt also den ersten Tag meinen Stundenplan ein. Lange Zeit hatte ich nicht mehr so zufrieden gearbeitet – denn ich war andauernd enttäuscht. Klingt paradox? Ist es gar nicht. Nach jeder Sequenz war ich nur richtiggehend traurig, dass das jeweilige Thema vorbei war. Ich riss mich total zusammen, um die Zeit bestmöglich auszunutzen. Schon im nächsten Augenblick durfte ich ja nicht mehr weitermachen! Ein bisschen wie bei einer Klassenarbeit früher, wenn der Lehrer die Zettel einsammelte, und ich noch versuchte, die lezten 10 Sätze aufs Blatt zu quetschen.

Tja, und dann kam die Viertelstunde Aufräumen dran. Das Prinzip griff auch da. Ich räumte schnell und wusste, die Zeit tickt. Das erstemal in meinem Leben fand ich es richtig blöd, dass das Aufräumen vorbei war. Ich hätte zu gern noch ein Viertelstündchen länger gemacht. Das war nur leider verboten – und schien mir dadurch ungemein verlockend. Eva, das Paradies, der Apfel und so … kennen wir alle!

Seitdem baue ich regelmäßige Aufräum- oder Abheft-Sessions in meinen Tagesablauf ein. Ich behaupte nicht, dass mein Büro ein Muster an Ordnung ist. Immerhin habe ich aber deutlich mehr Überblick als früher. Das Erstaunliche ist, dass der Trick mit der Zeitbegrenzung jedes Mal aufs Neue klappt. Jedesmal hätte ich gern mehr Zeit. Das wiederum hat zur Folge, dass ich mich mittlerweile auf die Erlaubnis zum Aufräumen freue. Und ich freue mich übrigens auch mehr auf die jeweiligen Arbeitsabschnitte. Besser kann es ja kaum gehen.

Vielen Dank, Britta, sehr anregende Idee, finde ich!

1 Kommentar zu „Wie ich lernte, mich aufs Aufräumen zu freuen.“

  1. Pingback: Friday Five – Ordnung ist das halbe Leben

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