Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Oder: Warum ich Xing immer weniger leiden kann

Schon wieder: eine Kontaktanfrage über Xing. Dabei hatte ich doch schon mal deutlich gemacht, dass ich diese unmotivierten Anfragen nach dem Motto „Ich finde Ihr Profil sehr interessant“ dämlich finde. Ich vernetze mich ungern mit Menschen, von denen ich nichts weiß. Ich lerne sie lieber erst einmal kennen. Heute also folgende „Kommunikation“:

Frau S.:
Sehr geehrte Frau Liebmann,
habe soeben Ihr Profil besucht und würde Sie gerne für eine spätere Kontaktaufnahme als Kontakt hinzufügen.

Herzliche Grüße


Darauf ich:
Hallo Frau S.,

danke für Ihre Anfrage, die ich aber vorerst ablehnen möchte. Ich sage Ihnen ehrlich warum:

Chaka-Motivationstrainer à la XY (der Chef der Dame) machen mich skeptisch, das ist einfach nicht mein Ding, und von MLM halte ich gar nichts. Was genau Ihnen an meinem Profil gefallen hat, verraten Sie mir auch nicht.

Ich finde es gut, wenn unbekannte Menschen mich kontaktieren, das ist einer der vielen Vorteile eines Social Networks. Was ich nicht mag, sind direkte Kontaktgesuche ohne konkreten Bezug. Warum nicht erst einmal eine „normale“ Nachricht schicken und sich Zeit geben, um sich kennen zu lernen? Vernetzen kann man sich dann immer noch, wenn der Sympathiefaktor stimmt. Ich sammele jedenfalls keine Kontakte nur der Menge wegen.

Ihnen weiterhin viel Erfolg
Heide Liebmann

Darauf die Frau S., die noch immer nicht begreifen kann, dass zumindest ich mir anschaue, mit wem ich es zu tun habe:

Sehr geehrte Frau Liebmann,

vielen Dank für Ihre sehr ehrliche E-mail.
Was mir an Ihrem Profil sehr gut gefallen hat, war der Punkt -ich suche „Mensch zu Mensch Berater“.

Da der Test, den Herr XY und auch ich anbieten genau diesen Punkt beinhalten, wäre ich persönlich sehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert.

Glauben Sie mir, ich habe sehr gründlich überlegt, ob ich diesen Schritt gehen möchte, da ich auch kein Chaka-Chaka mag, aber da ich weiß, dass Herr XY sich vom MLM verabschiedet hat und sehr seriös arbeitet, bin ich überzeugt den richtigen Schritt getan zu haben.

Wäre sehr erfreut, wieder von Ihnen zu hören.
Kann Kretik (sic!) sehr gut vertragen und man lernt auch sehr viel daraus.

Herzliche Grüße

Ich, nunmehr zwischen Ärger und hilflos kicherndem Kopfschütteln hin- und hergerissen:

Frau S.,

sorry, aber wer lesen kann, ist klar im Vorteil:

Was mir an Ihrem Profil sehr gut gefallen hat, war der Punkt -ich
suche „Mensch zu Mensch Berater“.

Ich suche „“Mensch-zu-Mensch“-Berater, die an ihrer Positionierung feilen wollen und Unterstützung beim Texten gebrauchen können“. Ich suche demnach keine Berater.

Da der Test, den Herr XY und auch ich anbieten genau diesen Punkt beinhalten, wäre ich persönlich sehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert.

Welchen Punkt?

Glauben Sie mir, ich habe sehr gründlich überlegt, ob ich diesen Schritt gehen möchte, da ich auch kein Chaka-Chaka mag, aber da ich weiß, dass Herr XY sich vom MLM verabschiedet hat und sehr seriös arbeitet, bin ich überzeugt den richtigen Schritt getan zu haben.

Vielleicht hat Herr XY sich davon verabschiedet, aber in Ihrem eigenen Profil steht viel von Network-Marketing und MLM…

Ich glaube, wir lassen das.

Einen schönen Tag wünscht
Heide Liebmann

Woraufhin sich Frau S. dann wenigstens noch entschuldigt:

Sehr geehrte Frau Liebmann,

dann habe ich Ihr Profil falsch verstanden, aber irren ist menschlich.
Ich bitte um Entschuldigung und wünsche auch Ihnen weiterhin alles Gute.

Herzliche Grüße

Hätte sie sich sparen können, wenn sie von Anfang an sorgfältig gelesen hätte. Ist das denn wirklich zu viel verlangt? *seufz*

Denn es geht ja wirklich auch anders: bei myWhitelist nämlich, dem neuen Empfehlungs-Netzwerk, das ganz darauf setzt, dass sich hier nur Menschen gegenseitig vernetzen, die sich auch mögen. Eine wundervolle und längst überfällige Idee, die Christof Hintze und Andreas Tasch mitsamt einem engagierten ehrenamtlichen Team da innerhalb von vier Wochen auf die Beine gestellt haben. Leute, die sich nicht mal die Zeit nehmen, ein Profil in Ruhe zu lesen, wird es da hoffentlich nicht geben. Wann kommst du zu uns?

11 Kommentare zu „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Oder: Warum ich Xing immer weniger leiden kann“

  1. Hallo Heide

    Ich habe Deinen Beitrag komplett durchgelesen. Wie willst Du dann Leute kennenlernen? Was ist hier anders?
    Wenn bei Xing jemand meinen Kontakt wunscht, kommt es zu 90% aus der Touristik, was fur mich logisch ist, denn dort ist eine Zusammen Arbeit moglich und zu 10 % aus Diskusionsteilnehmer.

    Ich habe bis jetzt noch keine plumpe Anmache bekommen.

    Liebe Grusse Silvija

  2. Hallo Silvija, ich habe gar nichts dagegen, dass Leute mich kennen lernen wollen, ich mokiere mich nur darüber, dass sie Profile nicht durchlesen und völlig kurzsichtig mit Menschen Kontakt aufnehmen, die an ihrer Dienstleistung null interessiert sind – wie sie bei entsprechender Sorgfalt hätten merken können. Wenn du von den „richtigen“ Menschen kontaktiert wirst, ist das doch super! In myWhitelist steht die persönliche Qualität des Kontakts im Vordergrund. Das finde ich sehr angenehm. Da bin ich nicht nur Kontaktfutter, sondern die Leute, die mich dort kontaktieren, sind an mir interessiert.

  3. Hallo Heide

    Das kann ich schon verstehen. Ich wollte damit nur sagen das Du die Leute hier auch nicht kennst, oder sagen wir mal noch nicht.
    Ich habe hier auch schon irgendwo, ich kenne mich noch nicht sogut aus, geschrieben, dass ich das mit Empfehlen noch nicht richtig verstehe.

    Ich kenne bis jetzt hier nur 2 Leute personlich, und nur diese kann ich empfehlen.
    Ich bin auch uberzeugt das aus myWhitelist Grosses werden kann, aber nur wenn moglichst viel kontaktiert wird.

    Liebe Grusse Silvija

  4. Ich halte als ex „Openbcler“ XING für maßlos überschätzt. Da werden von Mitgiedern Kontakte gesammelt, wie Jagdtrophäen von schiesswütigen Jägern.

    Ich habe den Fehler gemacht (um nicht unhöflich zu sein) und habe jeden Kontaktwunsch akzeptiert. Da kamen binnen eines Jahres 100 „Kontakte“ zusammen, wovon 10 Kontakte wirkliche Kontakte waren, die über meine Openbc Zeit auch aufrecht erhalten wurden.
    Aber schon eine ehrliche Kontaktpflege von 10-20 Kontakten ist echte Arbeit.
    UNd was in einigen Foren abging, da habe ich mich gefragt, ob OPENBC es zur Bedingung macht, beim Betreten dieser Foren seine Kinderstube an der Anmeldung abzugeben.

  5. Ich will jetzt eigentlich nicht zum allgemeinen Xing-Bashing aufrufen, denn ich nutze das Netzwerk nach wie vor. Bloß inzwischen sehr selektiv. Und wie gesagt: Ich bin allergisch auf Kontaktesammler, mit denen mich nun wirklich rein gar nichts verbindet und die noch nicht mal lesen können. Diskussionen in Gruppen verfolge ich nur noch in ganz wenigen und ausgesuchten Fällen. Da sind mir insgesamt zu viel Profilneurotiker unterwegs ;-).

  6. Tja was ich dazu sagen. Für mich scheint dieses Kontakt sammeln eine neue Art von Volkssport geworden zu sein. Es apssiere interessante Dinge. Jüngstes Beispiel:

    Sehr geehrter Herr Dragun,

    ich bitte Sie um Kontaktaufnahmebestätigung! In der Hoffnung auf ein gedeihliches Miteinander! Herzliche, sonnige Grüsse aus Köln wünscht
    Ihr

    Ich kenne ihn nicht, er mich nicht. Und wat nu???

    Fragende Grüsse
    Carsten

  7. Ich neige ja inzwischen dazu, meist sofort abzulehnen bei solchen unqualifizierten Anfragen. Und mit „unqualifiziert“ meine ich, dass derjenige einfach nicht deutlich macht, warum er nun gerade mich als Kontakt gewinnen möchte. Wenn ich in der richtigen Laune bin, frage ich nach – daraus entstehen dann solche Berichte wie oben ;-). In den seltensten Fällen können die Leute Ihr Interesse wirklich begründen. Und wie gesagt: nur „Kontaktfutter“ mag ich nicht mehr sein.

  8. Ich bin auch bei XING, doch nur, weil ich einst, als es noch OpenBC hieß, von einem Bekannten eingeladen wurde: mal gucken… GEBRACHT hat es mir noch nie etwas und tatsächlich erwarte ich das auch gar nicht. Es ist dort genauso unwahrscheinlich, jemanden für ein reales Geschäft zu finden wie in den unzähligen Single-Börsen einen „Partner fürs Leben“ – und warum? Weil es unsexy ist, wenn Suchende x-beliebige unbekannte Leute anbaggern, egal, ob das nun erotisch oder ökonomisch motiviert ist. Dieses ganze „bemühte Netzwerken“ ist eher nicht mein Ding, ich lerne meine Auftraggeber und Auftragnehmer durch reale Empfehlungen echter Bekannter im richtigen Leben kennen – wobei zum „richtigen Leben“ meine Web-Landschaft & Aktivitäten durchaus dazugehören, die aber eben gerade NICHT aus dem Motiv entstehen, um „an Aufträge zu kommen“.

    Aber vielleicht bin ich ja einfach altmodisch! 🙂

  9. Sinnvoll bei Xing sind die Regionalgruppen, in meinem Fall die Gruppe Rhein-Ruhr. Die Moderatoren sind sehr rührig, und daher gehe ich gerne zu den Veranstaltungen. Daraus haben sich schon interessante Kontakte ergeben, die zum Teil auch in Aufträge mündeten. Außerdem nutze ich Xing zur Recherche, wenn ich akquiriere, unter anderem mit Hilfe der Suchagenten. Wenn man nicht zu viel erwartet von dieser Form des Netzwerkens kann man es durchaus für sich nutzen. Aber die Kontaktesammelei um jeden Preis bringt es wirklich nicht.

  10. Pingback: Heide Liebmann » Blog Archiv » Plädoyer für offenes Netzwerken:

  11. Pingback: Heide Liebmann » Blog Archiv » Xing richtig nutzen: kostenlose Anleitung

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