Unternehmer*in sein: Interview mit Beate Knappe

Blogheader InterviewBeate Knappe ist die Düsseldorfer Porträtfotografin, die vor 2 Jahren die wunderbaren Bilder von mir hier auf der Website gemacht hat. Ich freue mich nach wie vor daran, und ich denke sehr gern an unsere Fotosession zurück. Sie fotografiert beinahe ausschließlich in schwarzweiß, das ist ihr Markenzeichen. Neben bezahlten Aufträgen findet sie auch immer Zeit für ganz besondere Projekte, zum Beispiel fuck you cancer, eine Porträtserie über Frauen mit Krebs, oder das ebenfalls berührende „Silbergrau – das bin ich!“. Ich schätze Beates große Offenheit, die sie zuweilen verletztlich macht, aber wahrscheinlich eine Bedingung für ihre sensible Art der Fotografie ist. Gerade deshalb wünsche ich ihr noch mehr Erfolg, sie hat ihn mehr als verdient!

Mehr als nur Mainstream

20140721-2-110Wenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung. 
Ich versuche, eine gute Arbeit zu machen, einmalig zu sein, meinen Kunden was Besonderes zu bieten. Zuverlässig und freundlich zu sein. Ich will kreativ und innovativ sein, mich als Fotografin weiterentwickeln. Ich will nicht ständig was „unternehmen“ müssen. Will einfach mein Arbeit tun, gerne tun, mich auf sie freuen und gut sein. Reich und berühmt werden? Scherz beiseite. Neulich bin ich gefragt worden, warum ich mit über 60 noch mal so einen Neuanfang gemacht habe. Meine Antwort war: weil es immer mein Traum gewesen ist ein eigenes PortraitStudio zu haben.  Also meinen Traum zu leben gehört für mich dazu. Und ich denke, dass ich erst jetzt die Qualität habe, um die es mir immer gegangen ist.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Etwas ganz Besonderes zu schaffen, kein Mainstream zu sein? 
Ich glaube, da ist eine gewisse Naivität der Realität als „Unternehmerin“ gegenüber und eine riesengroße Portion Optimismus, dass alles gut werden wird. Und meine ungebrochene Leidenschaft für die Fotografie, die ich liebe.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Durch eine Marketingaktion, die mir viele Kunden in recht kurzer Zeit brachte, habe ich eine Menge gelernt: Umgang mit mir fremden Menschen (Kunden) z. B.  Meinen Umgang mit dem Thema Selbstausbeutung und Umgang mit Zeit. 
Doch vor allem habe ich viel über mich gelernt. Was ich kann z. B. Das war mir zuvor nicht so klar.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Scheitern?
Keine Ahnung! Ebenso wenig wie ich „Erfolg“ wirklich definieren könnte. Vielleicht die Tatsache, dass aktuell das Geld nie wirklich reicht, ist für mich eine Art von „Scheitern“. Niemals habe ich mir vorstellen können, dass es mal so sein könnte, wie es im Moment ist. Doch ich bin nicht immer unglücklich deswegen oder damit. Und ich bin sicher, es wird sich verändern.

Bevor es Facebook gab, hatte ich einen Blog und, zurückblickend, eine nicht gerade kleine Gemeinschaft von Leserinnen und Lesern (?). Als ich dann mein Portraitstudio eröffnete  musste ich mit meiner Zeit anders umgehen und habe den Blog quasi eingestellt. Sein Potential nicht zu erkennen und ihn auf jeden Fall weiterzuführen, ist eine Form von Scheitern für mich. Inzwischen habe ich auf meiner Homepage wieder einen Blog.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Das ist einfach. Schon immer war es so, dass, wenn ich Freunden Fotos schenkte, die ich zufällig von denen gemacht hatte, hingen die etwas später gerahmt in ihrer Wohnung. 
Ich hinterlasse sehr viele Fotos und somit sehr viele Erinnerungen – das macht mich sehr glücklich. Ja, die Vorstellung, dass meine Fotografien noch von kommenden Generationen gesehen werden können – ist erhebend.

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Mhm, diese Zeiten sind noch nicht vorbei, frag mich das in 10 Jahren noch mal.

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Ich habe 2 Schaufenster in meinem Studio, da präsentiere ich meine Fotografien. Ich bin bei Facebook aktiv, und ich habe eine Homepage. Ich habe außerdem einen eMailverteiler. Dann bildet sich gerade hier in meinem Stadtteil eine Art Händlergemeinschaft für gemeinsame Aktionen. Meine Visitenkarten haben Postkartengröße und beinhalten ein Foto. Am Eingang meines Studios hängt ein Spender, der immer wieder leer ist.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Mein Verhältnis zu Geld ist total unentspannt, denn ich kann mich kaum an Zeiten erinnern, in denen es gereicht hat. Darum gehört zu meinen täglichen Affirmationen der Satz: „ jetzt werde ich reich und berühmt“.
Als junge Frau habe ich mir leider keine Gedanken darüber gemacht, wovon ich leben werde, wenn ich denn mal „alt“ bin. Null Gedanken. Als alleinerziehende Freiberuflerin und Studentin hatte ich nie soviel Geld, um es anlegen zu können oder Vorsorge zu treffen. Was nun ziemlich verheerende Auswirkungen hat. Doch ich gebe den Mut und die Hoffnung nicht auf, dass sich die Zeiten ändern können.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Als Fotografin produziere ich eine Menge an RAW-Dateien. Diese werden nach jedem Shooting konsequent archiviert. Die Bearbeitung erfolgt mit Software. Da habe ich mir einen auf meine Bedürfnisse zugeschnittenen WorkFlow eingerichtet.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Seitdem ich ein Enkelkind habe, indem ich meinen freien Tag mit ihm verbringe. Ich bin am folgenden Tag immer noch sediert – so scheint es mir.

 Unter der Woche, indem ich mich in meine LieblingsFernsehSerien falle lasse, ich kaufe sie bei iTunes oder schaue Netflix. Filme ansehen entspannt mich total. 
Vor dem Einschlafen eine Meditations-CD anhören. 
Und, bisher nur 2 mal im Jahr, ich hoffe aber auf drei mal im Jahr, indem ich Urlaub auf „meiner“ Insel mache. Wenn ich dort am zweiten oder dritten Morgen erwache und einen leeren Kopf habe fängt die Erholung an.

Was möchtest du noch ergänzen?

Ganz ehrlich, ich habe es nicht bereut, mein eigenes Studio eröffnet zu haben, doch dass es streckenweise so anstrengend sein würde, habe ich nicht geahnt. Auch nicht wie unendlich befriedigend es ist, das zu tun, was einem am Herzen liegt und wo die Leidenschaft zu spüren ist.

Ganz herzlichen Dank, liebe Beate, für diese Einblicke! Ich bin sicher, deine Offenheit macht vielen Mut!

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4 Kommentare zu „Unternehmer*in sein: Interview mit Beate Knappe“

  1. Zuzanna Heinrich

    Wunderbar ehrliche Antworten einer außerordentlichen Fotografin. Beate hat interessante Themen und macht bemerkennswerte Arbeiten. Möge sich der notwendige und gewünschte Erfolg einstellen, damit ihre Bilder einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden.

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