Ulrike Bergmann ist die vierte Unternehmerin, die mir zum Thema Mut einige Fragen beantwortet hat (hier findet ihr Nr. 1, 2 und 3). Als „die Mutmacherin“ ist sie dafür ja auch geradezu prädestiniert. Ich kann mich in vielem wiedererkennen, was sie erzählt, und auch deshalb freue ich mich sehr, dass sie sich so aktiv an meiner Mutmacher-Blogparade beteiligt (die sie übrigens auch sponsort mit ihrem letzten Buch).
Was bedeutet für dich persönlich Mut?
Mut ist für mich etwas sehr persönliches und bedeutet vor allem, die selbst auferlegten Schranken zu überwinden und sich für etwas Größeres zu öffnen.
Nimmst du dich selbst als mutig wahr?
Mut war für mich viele Jahre ein eher untergeordnetes Thema. Ich habe schon früh damit begonnen, die Dinge zu machen, die ich für richtig und wichtig erachtet habe. Das reichte von meine Meinung zu vertreten, auch wenn es unpopulär war bis hin zu extremeren Situationen, wie im Spätherbst alleine durch Argentinien zu reisen. Für mich war das jeweils völlig normal…
Über die Jahre habe ich dann gelernt, dass es genauso in Ordnung ist, wenn auch in meinem Leben manches einfach und leicht ist. Diese Erfahrung hilft mir heute sehr, wenn Menschen zu mir kommen, die häufig schon kleine mögliche Änderungen nicht sehen.
„Die Mutmacherin“ ist ja eine neue Idee von dir – war dafür auch Mut nötig?
Ja und nein. Zum einen ermutige ich schon seit vielen Jahren Menschen, ihre Wünsche und Träume ernst zu nehmen. So gesehen, war der neue auftritt nur ein konsequenter Schritt.
Der mutige Schritt war eher, dieses Thema mit den mir wichtigen Inhalten zu füllen; zum Beispiel über Themen wie Spiritualität zu schreiben und dazu zu stehen, dass dies ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Arbeit ist. Zuvor schwang es schon immer mit, doch ich brauchte einige Zeit, ehe ich damit auch an die Öffentlichkeit gehen konnte.
Was war die mutigste Entscheidung, die du als Unternehmerin bisher getroffen hast? Was daran war für dich die besondere Herausforderung?
Wie ich schon sagte, habe ich immer die Dinge getan, die ich für richtig und wichtig erachtet habe. Für andere waren das zwar manchmal Schritte, die sie nicht gewagt hätten, zum Beispiel fest zugesagte Aufträge abzusagen, auch wenn ich noch keinen Ersatz dafür hatte.
Ich denke, dass mir die mutigste Entscheidung erst noch bevor steht. Seit geraumer Zeit schon spüre ich, dass es an der Zeit ist, meine Art zu arbeiten loszulassen und noch viel mehr ins Vertrauen zu gehen. Hier merke ich, dass dazu ein sehr hohes Maß an Mut gehört – mehr als bei den bisherigen, letztlich doch „normalen“ Schritten in meinem Leben. Hier geht es jedoch um eine neue Art des Seins und das macht mir schon Angst, da es so vieles auf den Kopf stellt, was ich kenne.
Und was war der erste Schritt, um deine Entscheidung umzusetzen?
Ein inneres Gefühl, dass manches nicht mehr stimmt. Dazu kommt, dass ich mich seit vielen Jahren damit beschäftige, wie sich die Dinge anders machen lassen. Schon 1994 wurde ich darauf aufmerksam, dass unsere übliche Vorgehensweise des „Tun – Haben – Sein“ besser ersetzt wird durch ein „Sein – Haben – Tun“. Das wird heute durch Bücher wie Eckart Toelles „Jetzt!“ noch unterstrichen. Doch vom Wissen zum Umsetzen ist ein großer Schritt! Durch viele Gespräche in den letzten Monaten ist mir deutlich geworden, wie sehr ich mich nach einer „leichteren Art des Seins“ sehne und wie viel ich doch dazu beitrage, im gewohnten Fahrwasser zu bleiben.
Wer hat dir geholfen oder dich unterstützt?
Derzeit unterstützen mich einerseits die Gespräche mit einer Freundin, die eine ähnliche Sehnsucht treibt. Sie ist allerdings in manchem schon ein Stück weiter als ich.
Zum anderen hat mich eine erneute Fußverletzung Ende November zum Stillstand gezwungen. Dadurch erlebe ich sehr deutlich und phasenweise schmerzhaft, wie dringend es inzwischen geworden ist.
Hast du Vorbilder?
Ich habe viele „Vorbilder“ – Menschen, die ich mich inspirieren und mir die Vielfalt menschlichen Potentials aufzeigen. Das sind einige Kundinnen, die ihren Weg in mutiger Weise (manchmal auch mit meiner Unterstützung) gehen. Oder die Frauen, deren Geschichten ich für den wöchentlichen MUT-Macher sammle. Hier fasziniert mich die Vielfalt menschlicher Schicksale und was daraus an Großem oder Kleinem entsteht.
Doch auch meine Kolleginnen, mit denen ich seit Herbst 2007 in einer wunderbaren, inspirierenden und manchmal auch herausfordernden Bürogemeinschaft bin. In letzter Zeit war es vor allem Sabina, die mir immer wieder als Vorbild dient. Ich bewundere, mit welchem Mut sie in diesem Jahr Dinge verändert hat und konsequent ihrer Vision folgt. Ich schätze ihren nicht nachlassenden Humor und die Anregungen, die ich bekomme, wenn ich selber mal durchhänge. Denn auch eine Mutmacherin hat Phasen, in denen es nicht so läuft wie geplant 😉
Wie gehst du mit Ängsten um? Und wie mit Krisen? Anders als vorher?
Meine Ängste sind eher persönlicher Natur. Gerade habe ich durch die schon erwähnte Fußverletzung erkannt, wie sehr ich Angst vor körperlichem Schmerz habe. Einmal erkannt, führt es bei mir doch dazu, dass ich mich dem Thema stelle. Dabei helfen mir auch die Gespräche mit vertrauten Menschen – sie sind wie ein Spiegel, in den ich schauen darf. Das ist nicht immer angenehm 😉 .
Auf der anderen Seite bin ich inzwischen viel stärker in mich gekehrt. Früher habe ich schneller zum Telefon gegriffen und jemanden angerufen. Inzwischen reflektiere ich selber stärker und nutze Methoden, die ich im vergangenen Jahr durch die Teilnahme an einer Jahresgruppe kennen gelernt habe.
Dein Rat an Zauderer?
Finde heraus, was Du wirklich möchtest. Das ist das Wichtigste. Nur mit einer klaren Vorstellung von der Zukunft ist es möglich, in Bewegung zu kommen und den ersten Schritt zu gehen.
Dabei hilft eine Frage: Wenn Du wirklich an Deinen Erfolg glauben würdest, was würdest Du heute tun? Und dann tue es auch!
Wenn es alleine nicht geht, hole Dir Unterstützung. Es gibt so viele gute Angebote. Am besten sind Menschen, die auf einem ähnlichen Weg sind oder waren. Die Erfolgsteams sind nach wie vor das beste, was ich dazu kenne. Hier treffen sich über einen festen Zeitraum Menschen, die alle etwas wollen und sich gegenseitig dabei unterstützen, ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Das Vorbild anderer, „normaler“ Menschen kann ein wichtiger Impuls sein.
Liebe Ulrike, danke für deine wertvollen Impulse – und gute Besserung für den Fuß!
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