Interessante Definition von Kultur, oder? So hat ein 14-jähriger Hauptschüler auf die Frage geantwortet, was er unter Kultur versteht. Das erzählte jedenfalls die Seminarleiterin der Stiftung Lesen, die zukünftige Vorlesepaten (zu denen ich jetzt auch zähle) heute auf ihre neue Aufgabe vorbereitete.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil
Je mehr ich darüber nachdenke, umso zutreffender finde ich die Definition. Menschen, die nicht gerne und regelmäßig lesen, werden es schwerer haben, sowohl das Eigene als auch das Fremde zu begreifen und ihren Geist in eher engen Grenzen bewegen. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil – dieser etwas „rotzige“ Spruch gewinnt unter dieser Perspektive ganz neue Dimensionen. Mir wurde schon als Kind viel vorgelesen, und Bücher haben mich mein Leben lang begleitet. Sie boten mir Freundschaft, Abenteuer, Energie und Weisheit – immer genauso viel wie ich gerade brauchte. Ohne Bücher – eine fast undenkbare Vorstellung! Was wäre mein Leben arm ohne all diese fremden Welten, vertrauten und unvertrauten Charaktere, Gedanken und Ideen.
Deshalb finde ich es wichtig, dass Kinder lernen, gerne zu lesen. Weil Kultur eben auch etwas ist, was nicht einfach so passiert, sondern von uns allen gemeinsam geschaffen wird.
Was lest ihr euren Kindern vor? Was habt ihr selbst gerne gelesen? Und was lest ihr zurzeit?
Kindern das Lesen beizubringen kann mitunter ein schwieriges Unterfangen sein, sind doch die Verlockungen der PC-Welt oft schon zu über- und Eltern zu ohnmächtig. Ich glaube jedoch, dass hinter einer Leseratte noch etwas anderes steckt als nur *das* Schlüssel-Leseerlebnis, welches einen zu einem Informationssauger gemacht hat und teilweise, denke ich, dass es auch Temperamentssache ist. Manche machen halt lieber Sport oder graben einen Garten um. Sie haben keinen Hang dazu von einer Frage zu nächsten ruhe- und rastlos zu wandern, sondern nehmen die Dinge wie sie sind, sie fragen nicht. Und irgendwie meine ich, dass es ein fragender Geist sein muss, der gerne liest, ein neugierig gebliebener fragender Mensch. Die Frage wäre für mich daher: Wie kann die Neugier abhanden gekommen sein?
Es geht mir vor allem um Kindergartenkinder – da hat der PC doch nicht die übergroße Bedeutung. Und selbst wenn im Elternhaus nicht vorgelesen wird, kann man dort doch auch die Freude am Lesen wecken. Das ist jedenfalls meine Hoffnung. Ich werde erzählen, wie meine Erfahrungen sind 🙂 .
Also ich fand es nicht schwierig, unseren Kindern das Lesen bei- bzw. nahe zu bringen. Wir haben einfach immer vorgelesen. Und sie sahen uns oft lesend. Außerdem stehen hier überall wändeweise Bücher rum. Sie sind also damit aufgewachsen. Vorgelesen hab ich alles, was es gab und was sie interessierte. Mein Lieblingsbilderbuch ist: Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab.
Und sehr schön ist auch: Häschen braucht keine Windeln mehr. 🙂
Ich selbst hab – als ich schon lesen konnte – alle Pippi Langstrumpf Bücher gern gelesen. Und was ich gerade lese? Leider komme ich zum entspannten Lesen mittlerweile fast nur noch im Urlaub, das finde ich sehr schade. Nebenbei lese ich gerade im GDI Impuls „Exzellente Aussichten! Qualität, Transparenz, Anstand, Vertrauen – wie die Sehnsucht nach klassischen Werten neue Märkte schafft. Davor hab ich Bernd Röthlingsghöfer gelesen: Mundpropaganda-Marketing und danach werde ich endlich die Karrierebibel lesen. Und wenn ich mal Zeit habe, wartet hier „Das Gleichgewicht der Welt“ auf mich. Und noch etwa anderthalb Meter Stapel Buch…
Ich wieder mir meinen Gedankensprüngen, sorry – Im Kindergarten- und Vorschulalter lesen und hören wohl alle Kinder gerne Geschichten. Von daher ist es bestimmt eine gute Sache für die du dich da einsetzt und ich glaube, dass du sicherlich ganz glücklich mit der Resonanz sein wirst. Ich habe meinem Sohn auch viel vorgelesen und „weißt du eigentlich wie lieb ich dich habe“ – das haben wir auch 😉 (und noch, irgendwo jedenfalls) – und Piggeldy und Frederick, Lars dem Eisbären, Bilderbücher en Masse, später dann die Geschichten vom Franz und, und irgendwann der Drachenreiter und weitere Geschichten von Cornelia Funke. Ich finde es richtig und wichtig wenigstens das Angebot im Kindergarten zu haben – vor allem auch für die Kinder, die Leseratten werden könnten, aber die daheim nicht vorgelesen bekommen. Fast ebenso wichtig erscheint mir aber nach eigener Erfahrung mit dem Nachwuchs aber auch das Erzählen. Und nun kommt mein Gedankensprung. Irgendwann hat es mit dem Lesen beim eigenen Nachwuchs nämlich aufgehört und ich habe zum einen den PC im Verdacht (Kampf gegen Windmühlen), zum anderen frage ich mich aber auch, ob das Interesse nicht auch Typ-Sache ist und ob man nicht manchmal die Dinge auf sich beruhen lassen sollte, statt denjenigen, die vielleicht lieber Sport machen, das Gefühl zu geben, nur weil sie nicht lesen, sind sie dumm. Ich möchte jetzt hier keine Grundsatzdiskussion anzetteln, ich finde Lesen ja auch wichtig und würde es lieber sehen, wenn Kinder und Jugendliche die Nase mehr in Bücher stecken würden – aber was wenn jemand einfach nicht so ein Typ ist? Ich beobachte in den Schulen, die ja so modern und aufgeschlossen sein wollen, doch auch nur wieder das Hineinpressen in Stereotypen. Jungen müssen mehr lesen, Mädchen müssen sich für Technik interessieren und wer in das Schema passt, hat es gut, wer nicht, ist halt blöd. Lesen hat Vorteile, aber Sport machen auch. So meinte ich das 🙂
Ich wünsche dir eine schöne Zeit als Vorlesepatin, in dem Alter sind die Kleinen noch so niedlich und unbedarft und sagen oft so wahre Sachen zum Schmunzeln. Ich denke, es wir dir gefallen und freu mich wenn es das tut.
Hallo Biggi, oh ja, Pippi Langstrumpf! Gibt es eigentlich jemand, der sie nicht liebt??? 😉
Ich muss ja gestehen, dass ich zurzeit lieber zum Roman greife als zum Sachbuch – obwohl davon auch noch Stapel bei mir herumliegen. Gerade heute war wieder eins in der Post …
Hallo Jutta, Du hast natürlich völlig recht, dass Lesen nicht für alle Typen etwas ist – da war ich vielleicht etwas zu einseitig mit meiner „Kulturbetrachtung“. Gerade Kinder, die eher kinästhetisch, also über Bewegung lernen, werden in unserem heutigen Schulbetrieb noch viel zu wenig berücksichtigt.
Aber es spricht ja trotzdem nichts dagegen zu versuchen, Kindern die Freude am Lesen zu vermitteln, die sonst gar nicht oder kaum damit in Berührung kommen würden. Selbst wenn sie nachher nicht zu Leseratten werden, schult das Vorlesen doch ihr Sprachgefühl – und ich glaube, das ist die eigentlich wichtige „Kulturleistung“. Ich freue mich schon sehr auf die neue Aufgabe und werde auf jeden Fall hier berichten!