Immer wieder eine Überarbeitung wert
Vergangene Woche gab ich mal wieder ein Bewerbungstraining, das ich ja lieber unter dem Etikett „Selbstmarketing“ laufen lasse. Schließlich geht es mir nicht nur darum, den Teilnehmern das formale Einmaleins der perfekten Bewerbungsunterlagen zu vermitteln. Viel mehr liegt mir am Herzen, bei ihnen das Bewusstsein dafür zu wecken, dass Selbstmarketing nicht mit der Bewerbung anfängt und schon gar nicht damit aufhört, sondern heutzutage ganz selbstverständlicher Bestandteil des Berufslebens ist. Egal, ob man angestellt oder selbstständig unterwegs ist.
Deshalb bin ich inzwischen dazu übergegangen, auch mit Menschen, die auf Jobsuche sind, einen Elevator Pitch zu entwickeln, zumal ich da gerade noch gut im Thema war: Hatte ich doch im Wendland, beim legendären Netzwerktreffen des texttreff, Anfang April einen Workshop dazu gehalten.
Elevator Pitch – gibt’s das auch auf Deutsch?
Wie so vieles, ist auch der Elevator Pitch vor einigen Jahren aus den USA zu uns herüber geschwappt, und bisher hat noch niemand eine griffige deutsche Formulierung dafür gefunden. Die Legende will wissen, dass es auf folgende Weise zu den beiden Wortbestandteilen kam:
Elevator = Aufzug. Der Angestellte eines großen Konzerns wollte eine sehr coole neue Geschäftsidee dem CEO direkt unterbreiten. Weil er aber nur ein kleiner Muckel war und niemals einen direkten Termin bekommen hätte, dachte er sich, dass sein Oberboss wie alle anderen auch den Aufzug benutzen musste. Und so verpackte er seine Idee in ein paar kurze Sätze, die ausreichen sollten, um das Interesse seines Chefs zu gewinnen, während er zusammen mit ihm im Aufzug stand.
Und damit war der Pitch = die Kurz-Präsentation geboren, die das Kunststück fertigbringt, die eigene Person und das Anliegen, das man gerne bekannt machen möchte, kurz und knackig so zu verpacken, dass beim Gegenüber der „Davon-muss-ich-mehr-erfahren-Reflex“ ausgelöst wird. Angeblich hat der kleine Muckel es erfolgreich ins Vorstandszimmer geschafft.
Damit es auch Dir gelingt, Dich so genial zu verkaufen, solltest Du ein paar Regeln beherzigen:
- Formuliere kurz und prägnant. Schriftsprache kommt im Aufzug irgendwie nicht so gut an.
- Mache es so konkret wie möglich. Wer von sich behauptet „Ich kenne eine Lösung, wie ich Ihr Unternehmen erfolgreicher machen kann“ weckt mehr Interesse als die Aussage „Ich bin Unternehmensberater.“
- Lasse bewusst eine Lücke in Deinen Informationen, die zum Nachfragen auffordert. Wer gleich sein ganzes Pulver verschießt, tötet die Neugier – und die entscheidet darüber, ob Du aus dem Aufzug direkt ins Vorstandszimmer gebeten wirst.
Erfahrungsgemäß ist es richtig harte Arbeit, einen knackigen Elevator Pitch zu entwickeln. Denn wie immer hilft es, wenn Du eine klare Vorstellung davon hast, was genau Du eigentlich willst oder anbietest. Sprich: Je eindeutiger Deine Positionierung und Dein persönliches Angebot, umso überzeugender wird Deine Kurzpräsentation ausfallen.
Fünfzig Wörter über Dich
Es hilft, sich 50 Begriffe zu überlegen, die jeweils einen Aspekt Deiner Person und Deines Angebots beleuchten. Daraus lässt sich leichter eine Auswahl treffen. Schreibe dann erst einmal sieben Sätze, kürze diese auf fünf und schließlich auf drei. Dann hast Du mit aller Wahrscheinlichkeit schon mal einen guten ersten Entwurf. Und der kommt jetzt in den Praxistest: ausprobieren! Prüfe, was ankommt und was nicht, schraube und feile an den Formulierungen, bis man Dich nachts um drei wecken könnte und Du schlaftrunken Deinen Elevator Pitch aufsagen könntest. Dann sitzt er und passt ganz authentisch zu Dir. Glaub mir, es hilft in allen möglichen Situationen.
Wer mag, hinterlasse seinen aktuellen Elevator Pitch in den Kommentaren – ich sage gerne was dazu.
Bildquelle: Bertram Fohrn / pixelio.de
Hallo,
bin (leider) etwas verspätet erst auf diesen Blog gestoßen…
Anbei mein „elevator pitch“ (manche nennen es ja auch „thirty seconds“):
„Hallo, mein Name ist Stefan Ziegler. Ich unterstütze klein- und mittelständige Unternehmen bei der Erstellung ihrer Online-Präsenz. Dadurch können diese Firmen besseren Service für ihre bestehenden Kunden bieten und einfacher und schneller neue Kunden gewinnen.“
Hallo Stefan, danke für deinen EP. Ein paar Ideen hätte ich noch dazu:
Ich finde ja die Formulierung „bei der Erstellung ihrer Online-Präsenz“ ein bisschen sperrig, und es kann durchaus passieren, dass nicht jeder sofort versteht, was damit gemeint ist. Und Du machst mich insgesamt nicht sehr neugierig.
Vielleicht wäre so etwas denkbar wie „Ich unterstütze kleine und mittelständische Unternehmen dabei, sich im Internet angemessen zu präsentieren. Denn eine gute Website ist prima dafür geeignet, die Kundenbindung zu verbessern und neue Kunden zu gewinnen.“
Damit könntest Du auch auch erreichen, dass die Leute nachfragen, wie Du das konkret anstellst – und schon bist Du im Gespräch 😉 . Was meinst Du? Ist natürlich auch wieder nur ein ganz subjektiver Vorschlag …
Pingback: Warum ein Elevator Pitch? | Heide Liebmann
Liebe Heide,
ich habe mir eine erste Version für den Elevator Pitch überlegt und würde mich über Ihren Kommentar freuen. Vielen Dank.
Herzliche Grüße Anke
Der Teaser-Elevator-Pitch:
„Ich unterstütze Menschen, jetzt die Wahl zu treffen für ihre eigene Gesundheit und ein glückliches/erfülltes Leben.“
Der klassische Elevator Pitch:
„Als Lebensbegleiterin unterstütze ich Menschen in ihrer aktuellen Lebenssituation, gebe Impulse und biete praktische Tipps zur Selbsthilfe an. Dazu greife ich auf den Röntgenblick, auf Russische Heilmethoden, auf Bewegungstherapeutische und Entspannungs-Methoden sowie auf die Fußreflexzonenmassage zurück.
Das Motto ist: Einfach und leicht mehr Lebensqualität und Vitalität in das eigene Leben holen!“
Hallo Anke,
beide Varianten finde ich erst mal ok, wobei im ersten Fall ja noch viele Fragen offen bleiben. Sie könnten ebenso gut Heilpraktikerin, Ärztin oder Coach sein mit diesem EP.
Vielleicht könnten Sie den letzten Satz Ihrer zweiten Version ein wenig umformulieren für den Teaser-EP:
Mit meiner Unterstützung holen Sie ganz leicht mehr Lebensqualität und Vitalität in Ihr Leben!
Die zweite Variante ist konkreter, macht dennoch neugierig, vor allem durch Begriffe wie „Röntgenblick“ (das kannte ich bisher nur von Superman, sorry ;-)) und „Russische Heilmethoden“ — da werden sicher einige mehr wissen wollen, bei anderen landen Sie gleich in einer ganz bestimmten Schublade. Aber die werden sie dann wohl ohnehin nicht ansprechen wollen. Einziger Verbesserungsvorschlag: Schreiben Sie „Mein Motto:“ statt „Das Motto ist“.
Vielen Dank für Ihre Ideen. Ich werde noch etwas feilen an meinem EP.
Herzliche Grüße Anke