Wenn ein Coach wie Gudrun Happich, die von sich sagt, dass sie bereits weit über 800 Führungskräfte gecoacht hat, ein Buch veröffentlicht, das die 20 schwierigsten Führungsthemen aufgreifen will, dann sind die Erwartungen naturgemäß relativ hoch. Deshalb war ich sehr gespannt auf Ärmel hoch! – Die 20 schwierigsten Führungsthemen und wie Top-Führungskräfte sie anpacken.
Auch zu mir kommen zunehmend mehr Menschen ins Coaching, die Führungserfahrung haben und sich neu orientieren möchten, entweder als Angestellte oder beim Start in die Selbstständigkeit. Insofern finde ich es sinnvoll, mich etwas näher mit den Herausforderungen dieser Zielgruppe zu beschäftigen. Da ich selbst nur wenige Jahre selbst angestellt in der Wirtschaft tätig war und das noch dazu einige Zeit her ist, erhoffte ich mir von Ärmel hoch! einen Blick hinter die Kulissen. Ich finde zwar, dass man nicht unbedingt selbst Führungserfahrung braucht, um bei Führungsthemen mitreden zu können. Aber Hintergrundwissen zu den Spielregeln im Topmanagement kann auf keinen Fall schaden.
Die Lektüre hat sich für mich absolut gelohnt. Gudrun Happich gelingt es, die verschiedenen „Metamorphosen zur Führungskraft“ einleuchtend darzustellen und zu vermitteln, wie sich die jeweiligen Herausforderungen am besten anpacken lassen. Sie erklärt im ersten Teil, wie man ein leistungsfähiges Team aufbaut, warum Delegieren eine wichtige Führungseigenschaft ist und welche Rolle die eigenen Überzeugungen bei all dem spielen. Dabei hat mir besonders gut gefallen, dass Happich großen Wert auf Authentizität legt und immer wieder betont, dass man es bis ganz nach oben schaffen kann, ohne sich dabei untreu zu werden.
Im zweiten Teil geht sie darauf ein, wie man sich am besten zwischen Team und Chefetage positioniert. Das ist ein interessantes Thema, denn wenn man sich „zwischen allen Stühlen“ befindet und jeder an einem reißt, ist es wahrscheinlich wirklich nicht immer einfach, die eigene Position zu bestimmen und strategisch sinnvoll vorzugehen. Schwierige Vorgesetzte und beinahe unerfüllbare Aufgaben können einem das Leben ja wirklich schwer machen – übrigens einer der Gründe, warum ich irgendwann beschloss, mich selbstständig zu machen 😉 . Obwohl ich insgesamt wirklich großes Glück mit meinen Chefs hatte.
Der dritte Teil widmet sich eher emotionalen Themen, die für Führungskräfte natürlich eine große Rolle spielen, auch wenn das vielleicht nicht immer so klar gesehen wird. Ich bin ganz sicher, dass nur derjenige eine gute Führungskraft sein kann, der seine eigenen Themen kennt und bearbeitet, sich also selbst führen kann. Damit entzieht man nämlich anderen die Macht, auf bestimmte Knöpfe zu drücken.
Aber zurück zum Buch: Happich zeigt zum Beispiel, wie man auf hochpolitischem Parkett souverän agieren und typische Fehler vermeiden kann. Auch wie man sich ein funktionierendes Netzwerk aufbaut, wird gut erklärt. Dazu kommen noch interessante Hinweise zur Frage, wie man seinen Perfektionismus in den Griff bekommt.
Sehr aufschlussreich fand ich das 15. Kapitel, in dem sie das Karriereziel Topmanagement hinterfragt und deutlich macht, dass „ganz oben“ nicht immer auch „ganz glücklich“ heißt. Sie plädiert dafür, eigene Maßstäbe zu finden. Denn dann merkt man möglicherweise, dass man an einem anderen Platz viel besser aufgehoben ist …
Im vierten Teil schließlich stellt Happich noch einige praktische Anwendungen vor, mit denen sie in ihren Coachings arbeitet. Das hat mir auch gut gefallen, denn da konnte ich einige Anregungen für meine eigene Arbeit mitnehmen.
Insgesamt hat Gudrun Happichs Ärmel hoch! – Die 20 schwierigsten Führungsthemen und wie Top-Führungskräfte sie anpacken meine Erwartungen vollauf erfüllt und sogar übertroffen. Neben den inhaltlichen Pluspunkten hat mich nämlich auch der Stil überzeugt: Praxisnah und auf den Punkt, mit vielen Beispielen aus ihrer Arbeit als Coach liest sich das Buch wirklich unterhaltsam. Wer sich also auch als Coach zu den Themen der Führungskräfte schlau machen will, dem sei das Werk ans Herz gelegt.
(Dass ich mit Gudrun Happich eng zusammenarbeite, hat übrigens auch mit den hier angesprochenen Qualitäten zu tun 😉 )