Vor einigen Tagen erhielt ich Heike Kirchhoffs erstes Buch Alles andere als artig: 7 Methoden, wie Sie durch Querdenken neue Wege für Ihr Unternehmen entwickeln, auf das ich mich schon sehr gefreut hatte. Heike und ich kennen uns noch aus ersten femity-Tagen, und ich bin seit langem treue Leserin ihres consulteria-Magazins, in dem sie immer wieder interessante Unternehmen vorstellt, die etwas anders machen als ihr Wettbewerb. Eine lohnenswerte Lektüre, und ähnlich inspirierend wie der Business-Backstage-Report von Anja Förster und Peter Kreuz*.
In ihrem bei BOD erschienenen Buch stellt sich Heike nun die Frage, ob innovative Unternehmen nicht nach gemeinsamen Prinzipien vorgehen, um sich vom üblichen Einerlei der jeweiligen Branche abzuheben. Tatsächlich hat sie insgesamt 7 Innovationsprinzipien definiert, die sie mit Hilfe zahlreicher Beispiele vorstellt:
- Clever kopieren
- Die unternehmerische Persönlichkeit
- Das All-Inclusive-Erlebnis
- Umwertung von Schlüsselfaktoren
- Individualität ist Trumpf
- Angriff auf die Nicht-Kunden
- Der Preis ist heiß
Diesen Ansatz finde ich nützlich, auch wenn ich die meisten Praxisbeispiele bereits kannte – einige hat sie schon in ihrem kostenlosen E-Book Querdenken 2008 (pdf) vorgestellt. Da hätte ich mir ein paar mehr aktuellere Ergänzungen gewünscht. Dennoch sind die Beispiele gut gewählt, um ihre Thesen zu verdeutlichen, und sie geben gute Impulse, um sein eigenes Business zu hinterfragen und zu überlegen, welche Möglichkeiten der Abgrenzung oder sogar der Erschließung ganz neuer Märkte es vielleicht noch gibt. Das gerade mal 158 Seiten starke Büchlein liest sich flüssig und anregend – ich habe es heute vormittag in einem Rutsch durchgelesen.
Besonders gespannt war ich auf das Kapitel mit der unternehmerischen Persönlichkeit, denn damit beschäftige ich mich ja sozusagen hauptberuflich. Heike verwendet den Begriff allerdings in einer erweiterten Bedeutung. Während ich ganz klar den Unternehmer und seinen „Nasenfaktor“ im Fokus habe, bezieht sie den Begriff Persönlichkeit auf ganze Unternehmen. Als Beispiel nennt sie die Eismarke Ben & Jerry’s, die auf dem Image der beiden Unternehmensgründer aufbaut, angeblich Hippies, die ihr erstes Eis in einer alten Tankstelle herstellten. Bis heute fühlt sich das Unternehmen sozialen Prinzipien verpflichtet und hat einen relativ schrägen Unternehmensauftritt, der noch ein bisschen den Geist der 70er atmet. Kunden von Ben & Jerry’s sind jedenfalls echte Fans – das Konzept geht offenbar auf.
Ich frage meine Kunden in Workshops ja auch gerne, was sie dafür tun, dass ihre Kunden zu Fans werden oder Schlange stehen, um bei ihnen zu kaufen. Unverwechselbar und witzig zu sein, hilft dabei auf jeden Fall, aber nur, wenn das nicht zum Selbstzweck wird.
Alles in allem also eine kurzweilige und interessante Lektüre, die ich allen empfehle, die auf der Suche nach neuen Impulsen für ihr Business sind – und das dürften in der gegenwärtigen Krise ja einige sein. Wer sich hingegen berufsbedingt selbst mit Themen wie Blue Ocean Strategie etc. beschäftigt, wird wenig Neues finden.