Unternehmer*in sein: Interview mit Monika Birkner

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Der Weg des Solo-Unternehmers ist auch für die Gesellschaft wichtig

MonikaBirknerMonika Birkner bezeichnet sich als Business-Neudenkerin, Strategie-Consultant und Realisierungscoach für Solo-Unternehmen. Wir kennen uns schon richtig lange und begleiten den jeweiligen Weg der anderen mit wohlwollender Aufmerksamkeit :-). Mich hat sie mit ihrem Buch Wachstumsstrategien für Solo- und Kleinunternehmer: Mit neuem Denken und Handeln zu mehr persönlichem und geschäftlichem Erfolg, das ich 2006 gelesen habe, gleich nachhaltig beeindruckt, und ich habe ihre Fähigkeit, immer wieder neue Angebote zu entwickeln und zu vermarkten, immer sehr bewundert.

Deshalb freue ich mich auch riesig, dass sie meine neue Interview-Reihe „Unternehmer*in sein“ eröffnet, wo ihr ab jetzt jeden Donnerstag lesen könnt, wie andere ihre Rolle sehen und was für sie alles dazu gehört.

Ich wünsche mir viele Leser*innen für dieses und alle weiteren Interviews und wünsche viel Vergnügen und erhellende Erkenntnisse bei der Lektüre!

 

1. Wenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Ich habe mich von Anfang an mehr als Unternehmerin definiert statt als Coach oder Beraterin. Mein Verständnis davon, was Unternehmertum bedeutet, hat sich allerdings im Laufe der Jahre gewandelt. Und das ganz besonders, seitdem ich mich mehr und mehr auf ein Freedom Business für Solo-Unternehmer ausrichte.

Im Rückblick sehe ich drei Phasen meiner Entwicklung, die ich auch bei anderen Solo-Unternehmern wahrnehme:

Zunächst steht die Selbstverwirklichung im Zentrum. Dann wird mehr und mehr klar, dass das allein nicht ausreicht, sondern auch das Unternehmerische hinzukommen muss. Dass man beispielsweise die Perspektive der Kunden mehr berücksichtigen muss und aktiv etwas für die Kundengewinnung tun muss. Denn der verbreitete Satz „Tue, was dir Spaß macht, und das Geld kommt von alleine“ funktioniert nur in den seltensten Fällen.

Die dritte Stufe nach der Selbstverwirklichung und dem Unternehmertum bezeichne ich als Freedom Business. Dort geht es darum, unabhängiger zu werden vom Tausch „Zeit-gegen-Geld“. Der Fokus liegt nun darauf, das Business skalierbarer zu machen und langfristige Werte zu schaffen. Und auch darauf, mehr Menschen zu erreichen, als das mit 1:1-Leistungen möglich wäre.

Dabei empfehle ich, sich auf die Schaffung eines verkaufsfähigen Unternehmens auszurichten. Ob man es später tatsächlich verkaufen will und wann das der Fall sein wird, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht relevant. Entscheidend ist, frühzeitig die Weichen dafür zu stellen, dass man jederzeit die Wahlfreiheit hat. Je früher man damit beginnt, umso besser. Wenn man sein Business ist, statt ein Business zu haben, gibt es definitiv nichts zu verkaufen.

2. Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Für mich hat es nicht so sehr mit Eigenschaften zu tun als mit Haltung oder auf Neudeutsch „Mindset“.

Einer meiner Leitsprüche lautet: Die Zukunft ist nicht die automatische Verlängerung der Vergangenheit. Sondern ich kann die Zukunft gestalten. In jedem Moment habe ich die Wahl, die Weichen neu zu stellen und dadurch eine alternative Zukunft zu kreieren. Die Verbindung von strategischem Denken und pragmatischem Handeln, die man mir nachsagt, ist dafür sicher eine gute Voraussetzung.

3. Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Ich möchte eine ganze Kategorie von Erfahrungen herausgreifen. Nämlich die Erfahrungen, wenn ich versuchte, jemand anders zu sein als die, die ich bin. Wenn ich versuchte, das zu tun, was Experten, Mentoren etc. sagten, auch wenn es nicht zu mir passte. Wenn ich dachte, es seien für bestimmte Situationen bestimmte Verhaltensweisen gefragt, die aber gar nicht meine eigenen waren. Wenn ich zu sehr schaute, was andere machten und wie sie es machten, und zu wenig mein „eigenes Ding“.

Was ich daraus gelernt habe: Am erfolgreichsten bin ich, wenn ich „ich“ bin und meinen eigenen Weg gehe.

4. Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Zum einen: Erfolg oder Scheitern beurteilt sich am allerletzten Tag. Alle Ergebnisse bis dahin sind Zwischenergebnisse und sind veränderbar. Darüber hinaus: Das größte Scheitern in meinen Augen besteht darin, zu früh zu resignieren und nicht bis zum letzten Moment alles zu versuchen. Wenn ich mein Bestes gegeben habe, dann war ich erfolgreich, unabhängig davon, wie die Ergebnisse von außen ansehen.

5. Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Wenn ich ganz groß denke, möchte ich ein Gesamtsystem schaffen, das allen Solo-UnternehmerInnen hilft, mit ihrem Business erfolgreich zu sein und Freiheit im Business, vom Business und durch das Business zu erreichen. Mit Freiheit im Business ist gemeint, sich im Business selbst zu verwirklichen und sich dabei weder durch Ängste, Zweifel etc. noch durch externe Einflüsse behindern zu lassen. Freiheit vom Business meint, durch die Gestaltung des Geschäftsmodells den 1:1-Tausch „Zeit-gegen-Geld“ hinter sich zu lassen und mehr Menschen zu erreichen. Freiheit durch das Business wird möglich durch die Ausrichtung auf die Verkaufsfähigkeit, die einerseits zur eigenen Altersabsicherung beiträgt und gleichzeitig auch die Chance bietet, Spuren zu hinterlassen.

Es geht dabei nicht darum, die einzelnen Schritte im Detail vorzugeben. Sondern mehr um einen Rahmen und um Erfolgsprinzipien, die individuell angepasst werden. Denn ich denke, dass der Weg des Solo-Unternehmers ein wichtiger Weg ist, sowohl für jede/n Einzelne/n als auch für die Gesellschaft.

Und ich möchte dazu beitragen, dass sehr viele Solo-UnternehmerInnen – am liebsten alle – auf diesem Weg erfolgreich sind und das der Welt geben, was sie zu geben haben, sowohl durch ihre Produkte und Dienstleistungen als auch durch ihr Rollenmodell und lebendes Beispiel.

6. Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Vielleicht eine überraschende Antwort: Schlagzeugunterricht. Ich nehme seit einigen Monaten Unterricht und das ist mehr als das Lernen eines Instrumentes. Es geht auch um die Herausbildung allgemeiner Erfolgsprinzipien wie zum Beispiel ganz systematisch die Grundlagen zu schaffen – angefangen damit, wie man die Sticks hält – und darauf aufzubauen. Oder der Notwendigkeit regelmäßigen Übens, was sich sehr gut auf das Marketing übertragen lässt. Oder der Koordination, wenn Hände und Füße in unterschiedlichem Rhythmus auf verschiedenen Instrumenten unterwegs sind, gerade für Solo-Unternehmer ja auch nicht unvertraut.

Darüber hinaus ist mir gerade dadurch auch klar geworden, wie wichtig es ist, auch etwas Erfüllendes außerhalb der Arbeit zu haben.

7. Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Ich sehe Marketing im Prinzip als eine Verlängerung dessen, was ich mit meiner bezahlten Arbeit tue: Solo-UnternehmerInnen zu unterstützen, ein Freedom Business in dem o.g. Sinne zu schaffen.

Eine große Rolle dabei spielt Content. Bisher habe ich sehr viel geschrieben (Blogposts/Newsletter, sonstige Artikel, Bücher). Ich nutze Webinare und Videos, unter anderem im Rahmen von Produktlaunches, d.h. gezielter Kampagnen zur Einführung eines neuen Produktes. Ab diesem Frühjahr starte ich mit einem eigenen Podcast. Von den Social Media nutze ich Facebook, Twitter und – seltener – XING.

Für die Zukunft plane ich, mein Marketing noch systematischer als bisher zu betreiben und auch die Vernetzung mit anderen noch intensiver zu pflegen.

8. Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Geld ist mein Freund.

Ich habe in meinem Leben, angefangen bei der Kindheit, sehr vielfältige Erfahrungen mit Geld machen dürfen. Und jede Erfahrung hat mich etwas gelehrt, mich über frühere Grenzen des Denkens und Handelns hinaus gebracht, so dass ich mich persönlich, unternehmerisch und spirituell weiter entwickelt habe.

Gerade für Solo-UnternehmerInnen spielt Geld natürlich eine große Rolle. Meine Erfahrung ist: Es ist nicht so entscheidend, wie viel Geld gerade vorhanden ist. Wichtiger ist, aus der jeweiligen Situation das Beste zu machen und Geld insofern als eine positive Kraft zu nutzen und nicht als Gegner anzusehen. Die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, sehe ich als Segen auf dem unternehmerischen Weg.

9. Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Da ich sehr kreativ bin, ist mir Struktur sehr wichtig. Eine vorstrukturierte Woche, vorstrukturierte Tage, vorstrukturierte Projekte – das alles hilft mir sehr. Mein wichtigstes Tool: Stift und Papier. Ich schreibe sehr viel mit der Hand: Ideen, Konzeptentwürfe, Verarbeitung von Erfahrungen und mehr.

Mit der Zeit habe ich mich auch immer mehr mit technischen Tools angefreundet. Besonders wichtig sind mir zum Beispiel meine Swift-to-Do-List für das Managen meiner Projekte und Aufgaben, Process Street für die Dokumentation von Systemen und Workflows, Social Media Tools für die Automatisierung bestimmter Prozesse, zum Beispiel CoSchedule.

10. Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Am besten abschalten kann ich, wenn ich mit etwas ganz anderem beschäftige. Das Üben am Schlagzeug ist dafür sehr gut geeignet, weil es absolute Konzentration erfordert. Auch Aerobic-oder sonstige Fitnessübungen, die viel Koordination erfordern. Oder Sudoku, weil ich dabei zwar denke, aber nicht in Worten. Außerdem Schreiben für mich selbst, Spaziergänge, Meditation, bewusstes Nichtstun.

Ganz herzlichen Dank für diese Einblicke in einen sehr unternehmerisch denkenden Kopf, liebe Monika!

Wer mehr über Monika Birkner und ihre Arbeit erfahren möchte: Hier geht’s zu ihrer Website.

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4 Kommentare zu „Unternehmer*in sein: Interview mit Monika Birkner“

  1. Liebe Heide,

    ich finde es großartig, wie du dich der unternehmerischen Entwicklung annimmst und jetzt diese Interviewreihe dazu anbietest. Dass ich den Reigen eröffnen darf, freut mich sehr.

    Deine Fragen haben es in sich. Ich denke, dass es viele Anregungen gibt, dazu unterschiedliche Antworten zu lesen. Ich kann nur jedem empfehlen, die Fragen auch für sich selbst zu beantworten.

    Nun bin ich gespannt auf die weiteren Beiträge dieser Serie und freue mich darauf.

  2. Liebe Monika,

    danke dir! Ich freu mich auch schon auf die weiteren Interviews und kann jetzt schon sagen, dass es in der Tat sehr unterschiedliche Schwerpunkte gibt :-).

  3. Eine gute Idee, die Interview-Reihe mit Unternehmer*innen. Es geht nichts über authentische Erfahrungen. Ich durfte auch schon mit Monika Birkner zusammen arbeiten. Sie hat wirklich große Erfahrung als Unternehmerin und Beraterin.
    Ich freue mich schon auf die weiteren Interviews.

    Herzliche Grüße
    Lothar Schmidt

  4. Lieber Lothar,

    danke schön für dein Feedback. Ich finde Heides Idee der authentischen Interviews auch klasse. Man selbst wird angeregt, sich über manche Themen noch vertiefende Gedanken zu machen. Und die Leser erhalten ein spannendes Spektrum an Sichtweisen.

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