Wieso ich kein perfekter Coach bin

In den letzten Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, was mein Selbstbild eigentlich ausmacht. In meinem neuen Buch beschäftige ich sehr viel damit, weil ich wirklich glaube, dass es vielen von uns gut täte, hier mal aufrichtig Bilanz zu ziehen und die Felder zu identifizieren, an denen wir noch arbeiten können. Und dann auch ins Handeln zu kommen.

Ein Grund, warum ich das Schreiben des Buches als so sehr anstrengend erlebt habe war, dass ich da ständig mit meinen eigenen himalayahohen Ansprüchen konfrontiert wurde. Ich fragte mich zum Beispiel, ob ich so ein Buch wirklich schreiben dürfte. Wo ich doch auch noch nicht alles „perfekt“ hinbekomme. Oft mit Selbstzweifeln kämpfe. Mein Konto längst nicht immer so aussieht wie ich das gerne hätte.

In der vergangenen Woche habe ich mich mit diesem Anteil in mir, der einerseits perfekt sein möchte, andererseits immer noch Angst hat, nicht zu genügen bzw. nicht „gut genug“ zu sein, dann mal intensiver befasst. Den Rahmen dazu hat mir Martin Weiss mit seiner kostenlosen einwöchigen Challenge Blind Date mit dir gegeben, die übrigens morgen noch mal startet und ich die ich allem empfehle, die sich mit störendem Verhalten rumplagen, insbesondere eben auch mit Selbstzweifeln.

shell-756724_640Natürlich weiß ich einerseits sehr gut, dass ich schon vielen Menschen helfen konnte, sich und ihre Potenziale zu entwickeln. Ich durfte beobachten, wie sich ihr Leben veränderte, wenn sie neues Vertrauen in ihre Fähigkeiten fanden. Ich konnte sehen, wie sie den Mut fanden, ungewohnte Schritte zu gehen und ihre Ängste überwanden.

Doch es gibt eben auch diesen Anteil in mir, der mich klein halten will und mir einreden möchte, dass das alles noch nicht reicht. Der findet, ich müsste noch viel mehr arbeiten, und noch mehr tun und wirbeln. Der mich mit anderen Kolleginnen und Kollegen vergleicht und mir einflüstert, dass ich so erfolgreich wie die sicher nie werde.

Das wundert dich jetzt vielleicht. Erst kürzlich hat mir eine Klientin, mit der ich seit Jahren immer mal wieder arbeite, gesagt, dass ich nach außen nie so wirken würde. Das hat mich nachdenklich gemacht. Einerseits will ich ja auch professionell wirken und erfolgreich. Aber andererseits weiß ich aus der ganz konkreten Arbeit, dass es oft so hilfreich ist, wenn ich mich auch zeige mit meinen Schwächen und Ängsten. Hey, auch ich bin unperfekt. Ich lerne. Ich verändere mich. Manchmal falle ich auf die Schnauze, und mir tut das auch weh. Ich mache Fehler. Ich verdiene weniger Geld als ich will. Und auch mir passiert es, dass ich mich schlecht organisiere, mit meinen Erfolgsgewohnheiten aussetze, frustriert und mies gelaunt bin und mich schlecht motivieren kann. Tja.

Was mir durch die Beschäftigung mit meinem Selbstzweifel-Anteil aber noch mal sehr deutlich geworden ist: Dadurch bin ich kein schlechter Coach. Vielleicht ist das ganz im Gegenteil eine Stärke. Wenn es mir gelingt, mich in meiner Unvollkommenheit anzunehmen und zu lieben, wenn ich dieses Vertrauen in mich spüre und diese Liebe ausstrahle, dann ist das viel wichtiger als alles andere.

Wer also einen „perfekten“ Coach sucht, der fehlerfrei ist und alles richtig macht – viel Glück bei der Suche! Ich kann dir nur zusagen, dass ich bedingungslos auf deiner Seite bin, dass ich alles geben werde, und dass ich auch die Anteile an dir liebe, die du selbst noch lieben lernen darfst.

Weil Menschen nun mal fehlbar sind, und ängstlich, und traurig, und zornig auch. Frustriert, unmotiviert, genervt und schlicht erschöpft. Ich kenne diese Gefühlszustände, und ich liebe mich trotzdem. Meistens ;-). In diesem Sinne bin ich gern ein unperfekter Coach.

PS: Wenn du mal reinschnuppern willst, wie sich so ein „unperfektes“ Coaching anfühlt, dann ist mein Karmacoaching vielleicht was für dich. Frag einfach nach einem freien Termin.

PPS: Oder schau am Mittwoch spontan bei meinem Gratis-Webinar „Mein bestes Unternehmerinnen-Ich“ vorbei. Da wird es auch ein bisschen um dieses Thema gehen.

10 Kommentare zu „Wieso ich kein perfekter Coach bin“

  1. Hallo Heide,

    dieser Artikel mit so viel Wahrheit über Dich selbst, beeindruckt mich wirklich sehr. Es ist wahrlich nicht einfach, sich als Coach selbst einzugestehen, dass man manchmal „Wasser predigt und Wein trinkt“. Dass es einem als Coach total easy gelingt, andere in ihre Stärke zu bringen, und trotzdem an sich selbst zweifelt.

    Das auch noch ganz offen in einem Artikel auszusprechen erfordert sowohl Mut, wie auch enorme Selbstliebe. Beides hast Du nun bewiesen und Du wirst sehen, wie sich nun alles für Dich verändern wird, wie viele Menschen sich gerade von Deinem Un-Perfektionismus angesprochen fühlen werden, weil sie Dich mit völlig neuen Augen sehen.

    Meinen Respekt hast Du.

    Alles Liebe und Gute
    Sabine

  2. Liebe Sabine, herzlichen Dank für dein warmherziges Feedback, ich freu mich sehr darüber. Ich glaube wirklich, es ist normal, immer mal wieder an sich zu zweifeln, und es ist sogar gesund, weil uns der Selbstzweifel in Kontakt bringen kann mit noch mehr Potenzial, das in uns schlummert.

  3. Liebe Heide,
    ja, wir Coaches – sind eben auch „nur“ Menschen und werden in unserer Arbeit immer menschlicher, wenn wir uns mit dem eigenen Schatten auseinandersetzen.
    Danke dir für diesen mutigen Beitrag.

    P.S. … und meine beste Freundin Christiane würde in diesem Moment jetzt sagen: „Hinter jedem Schatten steckt eine Gabe.“

  4. Liebe Ulrike, danke dir, genau so sehe ich es auch. In Wahrheit sind unsere Schatten nur unser verborgenes Potenzial.

  5. Liebe Heide,

    Gerade DAS macht einen guten, einen glaubwürdigen Coach aus: Professionalität gepaart mit der Unperfektheit des Menschlichen, das doch ein Werden ist. Und nicht ein fertiges Produkt.
    Deinen Artikel finde ich sehr Mut machend und wohltuend. Das sagt ein Coach, der es ähnlich geht.
    wahrscheinlich macht eine solche Haltung wie Du sie beschreibst, die Glaubwürdigkeit aus.
    Ich stimme auch Ulrike Zecher zu, dass unsere Schattenseiten unser Potenzial bedeuten, wenn wir hinschauen und Licht drauf werfen.
    Danke noch mal für Deine tolle Initiative.

  6. Liebe Dagmar, ich freu mich sehr über deine wertschätzenden Worte, und ich freu mich, dass ich da bei einigen wohl offene Türen einrenne ;-).

  7. Liebe Heide,
    ich habe Dich nie als eine unfehlbare Göttin empfunden. Ich schätze Dich, weil Du die Fähigkeit besitzt, Dinge auf den Punkt zu bringen, zu strukturieren und bereits vorhandene Dinge sichtbar zu machen. Daneben benötigt ein Coach Lebenserfahrung und Selbstreflxionsvermögen. Du bringst also alles mit. Ich drück Dich. Einfach so, weil ich finde auch ein Coach darf mal gedanklich gedrückt werden 😉

  8. Liebe Heide,

    natürlich bist Du kein perfekter Coach. Perfekt ist kein Coach – perfekt und menschlich, das eine schließt in meinen Augen das andere aus.
    Gut, dass Dir bewusst ist, dass Du kein perfekter Coach bist. Ich möchte mich nicht von jemand begleiten lassen, der sich für einen perfekten Coach hält. Wenn der da schon einen derart riesigen blinden Fleck hat – was sieht der noch alles nicht?

    Ich bin da ganz bei Dagmar C.: Diese Bewusstheit macht einen glaubwürdigen Coach aus. Und so hab ich Dich auch erlebt.

    Herzliche Grüße

  9. Danke, Franz! Ich gestehe, dass ich die Überschrift bewusst provozierend formuliert habe ;-). (Was dich als Profi-Schreiber sicher nicht wirklich überraschen wird …)

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