Von Peanuts und Affen

Manchmal ist es wirklich schwer, sich damit abzufinden, dass Interessenten, die eine gute Positionierungsberatung wirklich dringend nötig hätten, dann doch wieder absagen, weil ihnen das Ganze zu teuer wird. Das ist mir heute leider mal wieder passiert, und ich habe es diesmal nicht einfach geschluckt, sondern so geantwortet:

Liebe Frau K.,

vielen Dank für Ihre Antwort, auch wenn ich Ihre Entscheidung natürlich bedauere. Nicht nur aus Eigennutz: Ich weiß einfach aus eigener Erfahrung, dass es sich meistens nicht lohnt, an der falschen Stelle zu sparen. Sie lassen Ihr Auto in der Werkstatt reparieren, Ihre Steuern erledigt vermutlich Ihr Steuerberater, und Sie selbst erwarten auch von Ihren Klienten, dass diese Ihre Fachkompetenz würdigen und entsprechend bezahlen. Positionierungsberatung, Konzept und Text sollten Sie ebenfalls vom Experten erledigen lassen, das Ergebnis wird die Investition wert sein. Denn tatsächlich geht es ja darum, in etwas zu investieren, was Ihnen auf Dauer dabei helfen soll, mehr Menschen für Ihre Arbeit zu interessieren! Ich glaube wirklich, es ist falsch, bei diesem Thema immer nur den Kostenaspekt zu sehen.

Verzeihen Sie diese offenen Worte – ich ärgere mich einfach immer wieder über diese Geringschätzung meiner Arbeit. Und dann wundern sich die Leute, wenn ihre Seite einfach nicht „funktioniert“! Ich glaube ganz ehrlich nicht, dass Sie sich mit dieser Entscheidung einen Gefallen tun, ganz unabhängig von der auch schon häufig gemachten Erfahrung, dass es sehr schwierig ist, mit dem nötigen Abstand über sich selbst zu schreiben. Meistens führt das dazu, dass man die Aufgabe immer länger vor sich herschiebt, verschiedene Anläufe unternimmt, die alle Zeit und Energie kosten – und irgendwann beauftragt man dann doch noch den Profi, weil man einfach keine Lust mehr hat.

Wie ich schon sagte, bin ich gerne bereit, meinen Kunden bei den Zahlungskonditionen entgegen zu kommen. Ich finde, eine passende Positionierung am Markt, die sich einfach gut und richtig anfühlt, sollte wirklich nicht am schmalen Budget scheitern.

Kommen Sie also gerne noch einmal auf mich zu, wenn meine Argumente doch noch etwas in Ihnen ansprechen. Ich würde mich freuen!

Nicht dass ich glaube, dass diese Mail an der Entscheidung der Interessentin noch etwas ändert – aber wer weiß? Und ich habe schließlich an dieser Stelle nichts zu verlieren.

Erst gestern erzählte mir übrigens eine Freundin von diesem Ausspruch eines japanischen Geschäftsmanns:

Die Menschen sollten sich nicht wundern, wenn sie von Affen bedient werden, so lange sie nur mit Peanuts bezahlen wollen.

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

6 Kommentare zu „Von Peanuts und Affen“

  1. Ich habe mal als Angestelle eine Mail von Kunden gelesen – über eine Website, die im Ausland (Land des Mutterkonzerns) von angeblich „professionellen“ Übersetzern auf deutsch erstellt wurde: „Wenn Eure Produkte so sind wie Eure Website, dann werde ich Eure Marke nicht mehr kaufen.“ Zugegeben, es war extrem schlecht: Da standen zum Beispiel Sätze wie „Finden Sie Ihre Weg zu die Stromkreise“. Damit war ein Routenplaner zu einer Rennstrecke gemeint (circuit = Stromkreis, aber auch Rennstrecke). Aber damit ist auch alles ausgedrückt. Ahnungslose Menschen schenkten verantwortungslosen Menschen Glauben. In ein (gutes) technisches Qualitätsprodukt wird viel (Ingenieurs-)Gehirnschmalz und Geld investiert, in ein (vielleicht gutes) Beratungs- (oder ähnliches) Produkt wird viel Herzblut investiert. In die Kommunikation selbiger dann weniger bis gar nichts. Zum Trost, liebe Heide Liebmann, mag ich sagen: Es ist zwar einerseits schade um den Auftrag, andererseits müssen Menschen ihre Erfahrungen machen – und die sind nun mal geprägt von der Angst, Geld für so genannte „Nebensächlichkeiten“ auszugeben. Und wir haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob wir erfolgreich sein wollen oder nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass es dennoch genug Menschen gibt, die bei den „Nebensächlichkeiten“ andere Prioritäten setzen. Ich wünsche es Ihnen und allen, die die für hochbrisante „Nebensächlichkeiten“ tätig sind.
    Liebe Grüße

  2. @Det: Ja, traurig, aber ich lass mir davon höchstens kurzfristig die Laune verderben ;-).

    Wie nimrouz schreibt: Es gibt ja zum Glück Menschen, die unser Angebot zu würdigen wissen. Die anderen will ich ja gar nicht haben. Viel zu anstregend, wenn man immer erst noch erklären muss, warum die eigene Dienstleistung sinnvoll ist. Manche müssen eben ihre eigenen Erfahrungen machen, sprich: erst mal eine Bauchlandung hinlegen. Wünsche ich niemand, scheint aber irgendwie in der menschlichen Natur verwurzelt.

  3. Wissen Sie, ich denke immer, man bekommt die Kunden, die man verdient hat.
    Und die, die sich nicht für einen entscheiden, um die ist es dann auch nicht schade.
    Die erkennen dann tatsächlich einfach den Wert der geleisteten Arbeit nicht.
    Das tun sie auch dann nicht, wenn Sie sie jetzt (wie mit dem Schreiben) doch noch überreden können.
    Die Erwartungshaltung würde so hoch sein, dass Sie die Dame gar nicht mehr überzeugen können, denn irgendetwas Negatives würde sie finden – denn ihre Haltung zum Geld und zur Leistung würde sich nicht wirklich ändern.

    Das ist meine Erfahrung zu diesem Thema. Freuen Sie sich auf die Kunden, die wirklich mit all ihrem Vertrauen und aus ganzem Herzen zu Ihnen kommen. Die werden auch dauerhaft bleiben. Und mit denen werden Sie auch als „Dienstleister“ glücklicher… 😉

  4. Hallo Frau Liebmann,

    ich habe Ihren Brief mit wachsamen Auge gelesen, weil uns gerade in der Baubranche auch ähnliche Geschehnisse übermannen. Unsere Arbeit wird nicht von allen Kunden wertgeschätzt.
    Gut finde, und das habe ich noch nie selbst praktiziert, könnte also ein Impuls für mich sein, dass Sie Ihrem Kunden eine nachdenkliche Antwort geschrieben haben.
    Neugierig bin ich nun, hat sich aufgrund Ihrer Antwort der Kunde bei Ihnen gezückt?
    Ich freue mich von Ihnen zu hören.

    Herzlichst aus der derzeit sonnigen Pfalz,
    Heike Eberle

  5. Hallo Frau Eberle,

    freut mich, dass mein Brief ein Impuls für Sie war. Nein, die Kundin hat sich bis jetzt nicht gerührtt. Damit hatte ich auch nicht wirklich gerechnet. Niemand wird gern damit konfrontiert, dass er erstens wenig Geld hat und zweitens wenig Wertschätzung für die Leistung eines anderen zeigt. Insofern hatte ich den Brief auch nicht mit dem Ziel geschrieben, jeden Preis doch noch an den Auftrag zu kommen. Wie schrieb L. Walter auch sehr richtig, es gibt Kunden, die passen eben einfach nicht! Aber für mich war es gut, meinen Unmut einfach mal zu kommunizieren. Danach kann man solche Geschichten dann auch ad acta legen und sich auf den nächsten Auftrag freuen.

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