Ich werde für die Rezension bezahlt, nicht für meine Meinung. Aber ich rezensiere grundsätzlich nur Produkte und Dienstleistungen, denen ich positiv gegenüberstehe.
Neues Album von Wolfgang Michels
Nanu, eine CD-Besprechung auf diesem Blog? Ja, ich staune selbst. Aber als das Angebot über trigami kam, hörte ich mir ein paar Samples auf der Homepage an – und dann war die Bewerbung schnell geschrieben. Und wurde zu meiner Überraschung tatsächlich akzeptiert. Ein paar Tage später lag die Promo-CD im Briefkasten, und seitdem habe ich einen neuen Ohrwurm: „Sehnsucht“.
„Kennst Du die Sehnsucht,“ fragt Michels da, „wenn Liebe weh tut, wenn dir die Sehnsucht die Seele verbrennt, du dich nicht mehr kennst, du hin und her rennst?“
Hach ja, möchte man da leise seufzen, doch, hin und wieder schon … Das ist eingängig, und Michels’ Stimme, die irgendwo zwischen Udo Lindenberg, Ludwig Hirsch und Rio Reiser changiert, hat genau den richtigen Hauch etwas abgetakelter Gassenromantik, damit das auch glaubwürdig rüberkommt.
Apropos glaubwürdig: Spannend ist das zu verfolgen, wie ein erfahrener Musiker um die fünfzig, der immerhin bereits mit 16 Jahren seinen ersten Hit hatte (als „None Plus One“ mit dem Titel „Desert Walker“), nun aus der Versenkung auftaucht. Oder kennt jemand den Mann? Bei meiner privaten kleinen Umfrage in den letzten Tagen – auch unter echten Musikfreaks, zu denen ich mich nicht zähle – gab es nicht einen, der schon mal den Namen Wolfgang Michels gehört hätte.
Dass er als Vermarktungsstrategie das Netz wählt, ist ja letztlich nicht neu, allerdings bei Künstlern seiner Generation noch nicht so häufig. Ich hätte mir auf MySpace allerdings wenigstens ein oder zwei Songs gewünscht, die man komplett downloaden könnte. Was hat Michels denn zu verlieren? Das hätte ich ihn gerne persönlich gefragt, aber leider ist das angefragte Kurzinterview nicht zustande gekommen. Aber Sie dürfen gern auch in den Kommentaren antworten, Herr Michels!
Mein Eindruck ist, dass da ein hippes Management am Werk ist, dass ihn mal eben beim wichtigsten Social Network fürs musizierende Volk eingetragen hat. Ob diese Strategie funktioniert, muss die Zeit zeigen – ich habe so meine Zweifel, denn Michels tritt selbst kaum in Erscheinung und geht in den Dialog mit seinen Hörern. Sein MySpace-Blog hat genau einen Eintrag, und der ist auch schon eine Woche her … Und das ist, wie wir als Selbstmarketing-Experten ja wissen, nicht wirklich klug. Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen.
Dennoch wünsche ich dem Mann den verdienten Erfolg, auch in kommerzieller Hinsicht. Mich erinnert er ein bisschen an den Iren Luka Bloom, auch wenn dessen Stimme ganz anders klingt. Aber beide verbindet die Lust an melodiösen Arrangements mit einem irgendwie altmodisch anmutendem Rhythmus, sowie gute Texte, die bodenständig und nicht zu überkandidelt sind, ohne dabei total banal zu sein. Viel Gitarre, viel Stimme, viel Atmosphäre. Genau die richtige Musik für „Zuhause“ – erwähnte ich schon, dass so der Titel der CD lautet? Sie erscheint übrigens rechtzeitig zum Wochenende am 11. April – gönnt euch was Schönes.
Bildquelle: www.wolfgang-michels.de